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Du bist nicht „ZU IRGENDWAS“!

Aktualisiert: 23. März

Wenn Dich die Meinungen und Erwartungen anderer erdrücken


Jeden Tag, jedes Wort, jede Entscheidung, jede Interaktion: Führung bedeutet, dass andere Dich ständig beobachten – und nicht nur das: Sie bilden sich eine Meinung zu Dir, Deinem Verhalten, Deiner Person. Sie bewerten Dich!

„Du bist zu direkt!“

„Du gibst zu schnell nach!“

„Warum bist du immer „zu irgendwas“?“


Mal ehrlich: Wie oft hast Du solche Sätze schon gehört? Sie schleichen sich ein, manchmal offen, manchmal zwischen den Zeilen. Und irgendwann fängst du an, an Dir selbst zu zweifeln. Doch Führung ist kein Beliebtheitswettbewerb. Wenn Du versuchst, es allen recht zu machen, machst Du es am Ende niemandem recht – am wenigsten Dir selbst. Und Du wirst immer die Führungskraft sein, die Ihr Fähnchen in den Wind hängt – weil Du nicht zu Dir stehst!

Und gleichzeitig ist es wichtig, Einwände von außen ernst zu nehmen - denn sie könnten ja einen wahren Kern enthalten!


🤔 Wie erklärt sich dieses Bedürfnis anderer, Dir ständig sagen zu wollen, was Du alles nicht bist oder nicht kannst?


Leuchtendes Schild mit der Botschaft ‚You are enough‘ – Selbstwert und Führungskompetenz in der Pflege, ohne sich von Fremdbewertungen leiten zu lassen. Du bist nicht ‚zu irgendwas‘, sondern genau richtig
Du bist gut und richtig! Lass Dich nicht von Fremdbewertungen leiten! (Foto von Felicia Buitenwerf auf Unsplash)

Warum andere Dich so gerne bewerten

Menschen neigen dazu, andere zu bewerten und in Schubladen zu stecken. Das hat oft weniger mit Dir zu tun, als mit den Menschen selbst. Aber warum ist das so?

Unsicherheit & Kontrollbedürfnis

Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie ihre Umgebung in klare Kategorien einteilen. Weichst Du von diesen Erwartungen ab, entsteht Unbehagen. Ich nenne das "Das Perfekte-Dinner-Syndrom“: Ich habe eine Erwartung, wie Du etwas „richtig“ zubereiten und darbieten sollst. Machst Du das nicht, bin ich enttäuscht und es gibt Punktabzug - weil mein "richtig" ein anderes "richtig" ist als Deins - und meins ist natürlich "das bessere richtig"! (Negative) Bewertungen sind dann oft ein Versuch, Kontrolle auszuüben: „Wenn ich Dir sage, dass Du zu irgenwas bist, erwarte ich, dass Du Dich anpasst, damit meine Welt geordneter bleibt - mich verunsichert das nämlich, wenn ich Neues ausprobieren soll.“

Soziale Vergleiche

Menschen vergleichen sich ständig mit anderen, um ihre eigene Position zu bestimmen. Wenn du Dich anders verhältst, anders führst oder kommunizierst als erwartet, entsteht eine Art Schieflage (= kognitive Dissonanz): „Mache ich es falsch oder macht die Person es falsch?“

Eine Bewertung stabilisiert dann das eigene Selbstbild. (aus: Raab, G.; Unger, A.; Unger, F.: Marktpsychologie. Grundlagen und Anwendung -> Theorie des sozialen Vergleichs nach Leon Festinger, S.47 ff.)

Projektion eigener Unsicherheiten

Menschen projizieren ihre eigenen Unsicherheiten auf andere . Jemand, der weiß, dass er nicht dominant genug ist, sagt vielleicht zu Dir: „Du bist zu dominant!“ – weil Dein Verhalten dieser Person vor Augen führt, was sie selbst nicht ist - verbunden mit dem Wunsch, den dominanten Anteil selbst auch haben und mehr leben zu wollen. (aus: Psychologie heute „Ich muss ein Entfesslungskünstler sein“ von Dorothea Siegle. Ausgabe 06/2023)

Normen & Gruppendruck

Jede Gruppe hat unausgesprochene, nicht niedergeschriebene Regeln (sog. implizite Regeln). Wer davon abweicht, wird bewertet – oft nicht aus Böswilligkeit, sondern aus dem unbewussten Bedürfnis heraus, die gewohnte Ordnung aufrecht erhalten zu wollen - egal, ob das sinnvoll ist oder nicht

"Haben wir schon immer so gemacht!" Gerade neue Führungskräfte werden unbewusst gerne in ein Korsett alter Erwartungen gepresst. Denn egal welche Führungsrolle Du neu annimmst, Du trittst immer das Erbe Deines Vorgängers an, der unsichtbare Regeln aufgestellt hat, an die sich alle gewöhnt und gehalten haben. Machst Du es anders, kann von Seiten des Teams Widerstand entstehen und Dein Verhalten als falsch eingestuft werden - dabei ist es einfach nur anders/neu.

Hierarchie & Macht

Bewertungen können auch ein Mittel zur Machtausübung sein. Menschen nutzen sie bewusst oder unbewusst, um Einfluss zu nehmen. Es kann aber auch sein, dass Dich jemand einfach klein halten will. „Du bist zu nett.“ kann bedeuten: „Ich will, dass du meine Interessen härter vertrittst.“ Oder „Du bist zu emotional“ kann bedeuten: „Ich will/kann mich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen, also halte sie bitte zurück.“


💡Erkenntnis : Andere bewerten Dich nicht zwingend, weil mit Dir etwas nicht stimmt, sondern weil sie sich selbst dadurch stabilisieren, sich in der Gruppe verorten, ihre eigene Unsicherheit kompensieren oder unbewusst Kontrolle ausüben wollen.


🚨Achtung! Das entbindet Dich nicht von der Verantwortung, Dich dennoch kritisch selbst zu reflektieren: Was an der Bewertung „Du bist zu irgendwas!“ hat wahre Anteile, die Du überdenken, anpassen musst oder kannst?

Fremde Erwartungen? Deine Chance!

„zu irgendwas“-Kommentare sind nie neutral! Sie enthalten immer versteckte, bewertende Erwartungen an Dich. Wenn Du genau zuhörst, kannst Du sie entschlüsseln:


Bewertung: „Du bist zu dominant!“

Versteckte Erwartung: "Sei weicher, damit ich mich nicht unsicher fühle."

Bewertung: „Du bist zu nett!“

Versteckte Erwartung: "Setze Dich durch, damit sich hier endlich was bewegt."

Bewertung: „Du bist zu analytisch!“

Versteckte Erwartung: "Triff mal Entscheidungen aus dem Bauch. Hier braucht es Empathie!"

Bewertung: „Du bist zu emotional!“

Versteckte Erwartung: "Sei sachlich, damit ich mich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen muss."



💡Erkenntnis: Die meisten Bewertungen sagen möglicherweise mehr über die Person aus, die sie ausspricht, als über Dich und Deine Führungsarbeit.


💡Erkenntnis: Es kann sich lohnen, über eine „zu irgendwas“-Bewertung nachzudenken und daraus Veränderungen für die eigene Führungsarbeit abzuleiten - denn Dein Gegenüber könnte ja wirklich auch einen wahren Kern thematisieren. Stelle Dich aber bitte nicht dauerhaft in Frage.


💡Erkenntnis: Führung bedeutet, fremde Erwartungen auch enttäuschen zu müssen. Du kannst nicht jedem gefallen. Also stehe zu Deinen Entscheidungen, wenn Du sie in alle Richtungen durchdacht hast.

„Führung to go“ – So gehst Du mit Erwartungen um


Spiegeln

„Du findest, ich bin zu direkt? Was genau meinst du damit?“

Das zeigt, dass du Verstehen willst.

Ich-Botschaften

„Ich habe mich bewusst dafür entschieden, „zu irgendwas“ zu sein. Der Grund ist...“

Das zeigt Deine selbstbewusste und reflektierte Haltung, ohne dass Du Dich rechtfertigst

Perspektivwechsel

„Interessant – andere schätzen genau das an mir.“

Du signalisierst, dass Du den bewerteten Persönlichkeitsanteil an Dir bereits bewusst wahrgenommen hast, die Bewertung jedoch subjektiv ist.

Nachfragen

„Du findest mich „zu irgendwas“? Welche konkreten Situationen meinst du?“

Das hilft Deinem Gegenüber, die Bewertung als konstruktive Kritik formulieren zu müssen und verhindert, dass Du Dich mit Geschichten aus dem Jahre 1897 auseinandersetzen musst.

Abgrenzung

„Ich verstehe deinen Standpunkt. Für diese Situation war es jedoch wichtig, genau so zu handeln, wie ich es getan habe.“ So setzt Du klare Grenze und stellst Dich selbstbewusst hinter Dein Verhalten.

Humor

„Zu irgendwas“? Ja, das war ich schon als Kind!“

So entschärfst Du Bewertungen, ohne in eine Verteidigungs- oder Rechtfertigungshaltung zu geraten.


Der kleine, aber feine Unterschied - „zu irgendwas“ privat vs. beruflich

Beruflich kommst du um Bewertungen nicht herum – aber du kannst lernen, mit ihnen umzugehen. Souveräne Führung bedeutet, Kritik bewusst zu reflektieren und dabei nicht jedes Urteil zu übernehmen.

Privat hast Du jedoch eine Wahl!

Du entscheidest, mit wem Du Dich umgibst und wem Du erlaubst, seine Meinungen und Erwartungen Dir gegenüber zu äußern.


„Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen Du die meiste Zeit verbringst.“ (Jim Rohn 1930-2009, amerikanischer Autor und Speaker Seine Themen: Persönlichkeitsentwicklung, Erfolgstraining)

Wähle also weise: Wer sind Deine fünf Menschen? Und stelle Dir dazu folgende Fragen:


✅ Wer tut Dir gut? Wer gibt Dir das Gefühl, genau richtig zu sein?

✅ Bei wem kannst Du einfach nur DU sein?

✅ Wen blendet Dein Strahlen nicht? Wer lässt Dich Strahlen?

❌ Und wer sagt Dir stattdessen ständig, was Du alles nicht bist? 

❌ Wer hält Dich klein, limitiert Dich?


Darum sage ich: "Stay close to people who feel like sunshine." (Vermutlich von Xan Oku)

Was wäre, Wenn Deine „Zu’s“ Deine Stärken wären?

Führung bedeutet nicht, sich allen fremden Erwartungen zu beugen, sondern einen klaren Kompass zu haben. Deine Führungspersönlichkeit wächst, wenn Du lernst, welche Kritik Du an Dich heranlässt und welche Du bewusst loslässt. Denn Deine vermeintlichen „zu-viel“ oder „zu wenig“ sind vielleicht genau das, was Dein Team braucht?


💫 Zu laut? Vielleicht braucht es Deine starke Stimme!

💫 Zu leise? Vielleicht braucht es Deine ruhige Klarheit!

💫 Zu vorsichtig? Vielleicht braucht es Deine Bedachtsamkeit!

💫 Zu emotional? Vielleicht braucht es genau diese Führung mit Herz!


👉🏻 Führung bedeutet, den Mut zu haben, auch mal anders zu sein als andere es von Dir erwarten. Das bedeutet nicht, perfekt sein zu müssen.

👉🏻 Bewertungen sind Entwicklungschancen, wenn Du Sie mit dem richtigen Ohr hörst.

👉🏻 Du bist nicht die Erwartungen der anderen.


Weil Führung Pflege verdient!


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